Es ist Anfang Juli 2024 und ich habe gerade auf der Startseite dieses Hexenstieg-Blogs mich für die über 3.000 Besucher*innen bedankt. Die meisten davon schaut sich die Inhalte über die Outdoor-Übernachtung auf dem Harzer Hexenstieg an. Das ist jetzt nichts neues, aber ich möchte nun etwas darauf eingehen.
Vor genau 4 Wochen habe ich in unserer Zeitung „Harzkurier“ einen Bericht über die „Woche der Natur“ gelesen. Die Menschen sollen mehr mit der Natur in Berührung kommen. Daran beteiligt war auch der Nationalpark Harz. Dieser Beitrag brachte mich nun zu den folgenden Zeilen.
Aber erstmal vorweg: Ich habe in jungen Jahren einfach so draußen geschlafen, entweder mit Kumpels an einem der Clausthaler Teiche oder „gezwungener Maßen“ als Panzergrenadier. Heute bin ich zu sehr „Schisser“. Möchte mich an die Regeln halten und habe Angst, dass der Wolf mich nachts angreift (ok, etwas übertrieben). Ich würde aber unheimlich gern draußen und kontrolliert auf dem Hexenstieg übernachten. Aktuell bleibt einem nur das Camping- und Glampingangebot. Das ist ohne Zweifel eine Alternative, aber nicht das gleiche.
Das Interesse an der Outdoor-Übernachtung muss groß sein
Ich glaube, es gibt mehr Menschen, die einfach draußen übernachten möchten, als alle denken. Und dies betrifft in besonders eine junge Zielgruppe, die z.B. durch Influencer wie Fritz M. und 7vers. Wild dazu inspiriert werden. Aber hat jemand schon mal eine Region gesehen, die dafür Werbung macht? Na ja, eigentlich darf man draußen gar nicht übernachten, also wieso dafür werben? Ist das der Grund?
Der Overnighter im Wald bringt kein Geld und keine Prozente in der Statistik
Das Outdoor-Marketing endet mit dem Verkauf der Ausrüstung. Und das ist auch noch ein riesiger Markt in dem viele Unternehmen viel Geld verdienen. Doch sobald der Naturliebhaber*in eine Tour ins Grüne plant, ist plötzlich Schluss mit der Unterstützung. Da tauchen dann nur noch Regeln und Verbote auf. 99% der touristischen Leistungsträger verdienen kein Geld an der Outdoor-Übernachtung, die Kommunen können keine Kurtaxe einziehen und in der Übernachtungsstatistik taucht kein Outdoor-Enthusiast auf. Sad.
Kommen wir nun auf den Zeitungsbericht zurück. Nun möchte man aber, dass die Menschen mehr mit der Natur in Berührung kommen. Dem stimme ich komplett zu. Wer in den letzten Jahren durch den Harz oder auf dem Harzer Hexenstieg gewandert ist, bekommt z.B. die Auswirkungen des Klimawandels direkt mit. Aber, bitte habt nicht zu viel Kontakt mit der Natur und übernachtet nicht im Freien. Hier müssen dann strikt die Regeln beachtet werden und nachts ist die Natur unantastbar. Tiere werden in ihrer Nachtruhe gestört und somit u.U. vertrieben. Ich kann dieses Argument nachvollziehen. Doch es gibt im Nationalpark auch für den Menschen ausgewiesene Erholungszonen. Der Flecken Torfhaus liegt mitten im Nationalpark Harz und hier wird gebaut und erweitert ohne Ende. Da wird also einfach mal der Schwachsinnsbau Harzturm in den Nationalpark gebaut. Natürlich ist das ganze auch ein Politikum , doch dieser Turm hat nichts mit Natur zu tun und spielt nur Geld mit Hilfe von Fördermittel aus Hannover und Berlin in die Kassen privater Investoren. Auf der anderen Seite wird Werbung für mehr Berührung mit der Natur gemacht. Wieso versucht man hier nicht, einen Mittelweg zu finden?
Der Traum kontrollierter wilder Übernachtungszonen / Biwakplätze am Hexenstieg
Kann man nicht einfach eine Art „Übernachtungszone“ schaffen, in denen die wirklichen Naturliebhaber erlaubt zelten können? Das ist jetzt nur so eine Art Brainstorming. Wenn man so etwas vorschlägt, wird gleich aufgesprungen und …. Nein, die Freunde der Outdoor-Übernachtung sind nicht alle Säufer und Feuerteufel, wie sie gern hingestellt werden. Wie wäre denn ein kleines Pilotprojekt. Könnte man z.B. am oder in der Nähe des Hohnehofes nicht einen Versuch starten? Finanzielle Mittel sollten kein Problem sein (siehe Fördermittel Harzturm). Wäre nur noch das Problem, dass das eigentlich niemand will.
Nachtrag: Diese Übernachtungszonen oder besser Biwakplätze gibt es bereits in Deutschland. Es sind mehr als ich dachte. Man müsste also nur ein Platz finden und eines dieser Projekte kopieren. Auf geht’s.
Nachhaltiger Tourismus
Das Thema „Nachhaltiger Tourismus“ schwebt schon seit 25 Jahren durch die Branche. Aktuell geht es z.B. um Mallorca bezogen auf die Wasserknappheit, hohe Mieten für die Einwohner und eine geringe regionale Wertschöpfung. Nachhaltigkeit gleich Null. Wie sieht es bei uns aus? Hier im Harz hat der Tourismus bei weitem nicht dieses Stadium erreicht. Was ich aber bemerke, ist die Vielzahl von neuen Ferienwohnungen, die letztendlich zu höheren Mieten führen. Wie schon oben beschrieben sehen wir die komplette Inwertsetzung der Erholungszone „Torfhaus“. Nein, es ist nicht wirklich nachhaltig, wenn es sich um einen Holzturm handelt. HATIX ist ein Projekt in Sachen Nachhaltigkeit, aber dann hört es schon auf. Der Outdoor-Urlaub mit einer Fernwanderung auf dem Harzer Hexenstieg ist nachhaltig und wäre aus dieser Sicht ein Projekt wert.