Es ist Anfang September 2022 auf dem Harzer Hexenstieg. Wie schon oft war ich auf meiner Hausstrecke rund um Altenau am Dammgraben unterwegs. Es waren sommerliche 23°C und schon mal vorweg, die 15km Strecke haben mir keinen Spaß gemacht.
2 Tage zuvor war in diesem Bereich der Hexenstieg wegen Baumfällarbeiten gesperrt. Das Ergebnis seht Ihr auf dem Foto (1x drauf klicken): gefühlt steht zwischen der Wiege des Dammgrabens und Dammhaus kein Baum mehr. Da stehen natürlich noch ein Paar Bäume, z.B. hier an der Fassung des Gerlachbachs | an der Eisenquelle, aber letztendlich wandert man in der prallen Sonne auf knall-hartem Boden. Für die Herbstwanderung u.a. auf dem Hexenstieg-Abschnitt hatte ich für 15km ohne viel Höhenmeter nur 1,25l Wasser mitgenommen. Es hätte eigentlich das doppelte sein müssen. Das wandern in der Sonne hatte ich etwas unterschätzt.
Der Klimawandel am Hexenstieg im Bild
Es ist noch nicht so lange her, da waren Wanderungen auf dem Hexenstieg entlang des Dammgrabens Entspannung pur. Die Bäume boten einen guten Schutz gegen die Sonne und der Wanderweg bestach nicht durch einen knüppelharten Boden.
Wie so oft wandere ich dann auf der anderen Seite der B498 zurück. In diesem Bereich wird eigentlich gefühlt seit 5 Jahren abgeholzt, so dass der Weg in Richtung Treuer Friedrich durch Harvester und Holzrücker eine Matschpiste wurde.
Bei dieser Umgebung stellt sich einfach kein schönes Wandergefühl ein. Die Wanderung wird zum Krampf.
Sperrung des Harzer Hexenstieges durch Waldbrand am Brocken
Am gleichen Wochenende erlebten wir den nächsten Akt des Klimawandels. Auf einer 150ha großen Fläche brannte der Wald am Fuße des Brockens im Nationalpark Harz. Schon 4 Wochen zuvor hatte es bei Schierke gebrannt und im Laufe des Jahres auch 2 Mal an der Strecke der Brockenbahn. Es spielt im Prinzip keine Rolle, wie die Feuer entstanden sind, denn der Klimawandel hat ohne Zweifel die Brände gefördert ggfs. sogar verursacht. Der Hexenstieg erlebte dadurch seine größte Sperrung zwischen Torfhaus und Schierke.
Gilt das für den gesamten Hexenstieg?
Nein. Es gibt noch Abschnitte des Harzer Hexenstieges auf denen die Welt in Ordnung ist oder sich bereits neue „Strukturen“ zeigen, doch es wird Jahre dauern, bis das Harzer Ökosystem wiederhergestellt ist. Es ist aber heute gut zu sehen, dass so kleine Mischwaldabschnitte aus Buche, Eberesche, Ahorn und jungen Fichten intakt sind.
Dazu kommen Aufforstungen junger Buchen, die jetzt durch die abgeholzten hohen Fichten richtig Licht bekommen und nun recht gesund dastehen. Hier braucht man halt Geduld.
Für mich als Einheimischen ist der aktuelle Zustand des Harzer Hexenstieg einfach nur traurig. Dazu kommt dann auch noch die schlechte Ausschilderung und zum Teil schlechte Infos über Umleitungen. Ich kann mir schlecht vorstellen, dass jemand hier seine Wanderung von Osterode nach Thale komplett genießen kann. Am Wochenende zuvor bin ich einen Abschnitt auf dem Karstwanderweg gelaufen. Es war einfach nur schön.
Mir ist natürlich schon klar, dass ich als Hotelier vom Harzer Hexenstieg profitiere, doch mir fällt es schwer, dieses „Produkt“ zu empfehlen, mit dem Wissen, dass es dem Gast u.U. nicht gefallen wird. Sicherlich ist das Thema Waldsterben durch den Klimawandel auch eine interessante Sache, gerade auch mit den Infos dazu im Nationalpark Harz, aber es ist einfach nicht das, was man sich unter einem Wanderurlaub vorstellt. Wird es nächstes Jahr besser? Nein, eher schlimmer. Sollte man im Sommer den Hexenstieg wandern? Nein. Bei Schnee ist es sicherlich ganz schön.
Nachtrag Bodetal
Der Klimawandel hat wieder zugeschlagen: Das Bodetal ist zwischen Treseburg und dem Gasthaus Königsruh in Thale aufgrund von Folgen schwere Regenfälle gesperrt.
Epilog | Werbefotos Hexenstieg
Ein kleiner Fun Fact am Ende: Der Harzer Hexenstieg wird weiterhin größtenteils mit alten „Heile-Welt-Fotos“ beworben.