Eine 30km lange Winterwanderung im Frühling auf geschlossener Schneedecke
ab Hotel Harzer Hof bis zum Landhaus am Kunstberg, mit einem Umweg über die Sösetalsperre
Es war ja schon April und auch das frühe Osterwochenende Ende März präsentierte sich komplett in weiß. So richtig geplant war die gestrige Wanderung auf dem Harzer Hexenstieg nicht. Ich bin jetzt aber nicht morgens aufgestanden und dachte mir, dass eine Runde Hexenstieg vielleicht das reichliche Osteressen vertreiben könnte, sondern ich hatte 3 Berliner im Hotel, die den kompletten Weg von Osterode nach Thale erwandern wollten. Die waren dann so nett, dass ich eine Art Tourbegleitung anbot. Sie hätten das auch ohne mich geschafft. Ursprünglich war sogar mein Hexenstieg 2.0 über die Hanskühnenburg geplant, doch diesen Weg mußte ich ihnen ausreden, denn die Schneehöhe und fehlende Popularität des Nassen Weges im Winter hätten dieses Vorhaben zu einem Kraftakt gemacht.
Der Start auf die 1. Etappe des Harzer Hexenstieges hoch nach Altenau war bereits um 7:50 Uhr. Bereits in der Sösepromenade schien uns die Sonne direkt ins Gesicht und versprach somit einen schönen Apriltag. Vorbei am Osteroder Kornmagazin peilten wir zuerst den Startpunkt des Harzer Hexenstieges an der Bleichestelle an, doch bogen dann nicht links hoch auf die Originalstrecke ab, sondern folgten erstmal der Ausschilderung des Oxfam Trailwalkers. Entlang der Söse und entgegen der Sonne marschierten wir zur Sösetalsperre.
Es war recht ruhig an der damaligen größten Trinkwassertalsperre Deutschlands und wir genossen die Morgensonne auf der Staumauer. Jetzt war es an der Zeit, den kleinen Umweg über die Talsperre zu beenden, um auf dem Hexenstieg die Wanderung fortzusetzen. Dazu folgten wir einfach der Ausschilderung des Harzer Baudensteiges hoch zum Eselsplatz. Der Anstieg sollte der schwerste des Tages werden. Es sind ca. 1m Höhenmeter auf 10m. Oben angekommen trafen wir auf 5 Hexenstieg-Wanderer, die die Nacht im Vorraum der Köte verbracht hatten. Sie hatten bei Ihrer Planung nicht mit Schnee und tiefen Temperaturen gerechnet, doch wollten trotzdem ihren Wanderurlaub im Harz durchziehen. Wir verschnauften kurz an der neuen Köte (hier ist übrigens auch die Stempelstelle der Harzer Wandernadel, die Voraussetzung für die Hexenstieg-Abzeichen ist) und wanderten nun auf dem Hexenstieg leicht bergab in Richtung Lerbach. Der nächste Spot war Körnigs Ecke. Im Winter (ja, es war eigentlich Frühling) hat man durch die magere Flora noch einen viel schöneren Blick.
An dieser Stelle holt man im Prinzip das nach, was man auf den ersten Meter über den Hundscher Weg / Butterberg verpaßt, den Blick auf Osterode am Harz mit dem Gipsabbruch in Katzenstein. Lerbach war schnell erreicht. Die 3 trugen sich unter Protest („Das macht am doch am Ende des Wanderweges!“) in das Hexenstiegbuch ein und es ging nun stetig bergauf. Die Schneehöhe stieg geringfügig an, doch ein platt getretener Pfad macht die Hexenstieg-Wanderung zu einer einer machbaren Aufgabe. Aber der Kraftaufwand war schon etwas höher. Buntenbock war erreicht. Die folgenden Fotos sind vom Bärenbrucher Teich.
Nun war Pause. Auch für mich neu, fielen wir in den Campingplatz Prahljust ein, um eine kleine Pause zu machen. Ich kenne den Campingplatz nur vom vorbeilaufen bzw. bin ich beim Oxfam Trailwalker auch über ihn gelaufen, doch da war es dunkel und ich war zu sehr mit mir selber beschäftigt. Das Campingplatz-Restaurant „Rübezahl“ hatte gerade geöffnet. Die Ausstattung ist sehr einfach, doch was will der Wanderer mehr, als ein warmes Getränk und eine heiße Suppe. Zumindest im Winter … ähm … Frühling. Und weiter auf der Schneepiste über den Entensumpf und der Hutthaler Widerwaage.
Ab diesem Punkt fing die Sonne langsam an Feierabend zu machen. Die Temperatur hielt sich dennoch in Grenzen. Wir folgten dem alten Dammgraben, machten den Hexenstieg-U-Turn und erreichten parallel zur Bundesstraße Dammhaus.
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits die 20km-Marke überschritten, aber wissend, dass bis zum Ziel in Altenau kein größerer Anstieg vor uns lag. Der Harzer Hexenstieg machte auch an dieser Stelle einen verschlafenen Eindruck. Auch bei ihm war der Frühling noch nicht eingekehrt. Die Auschilderung war nicht immer gleich zu erkennen, was besonders die ausgemalten oder gesprayten Hexen betrifft, die förmlich verwaschen an den Bäumen erscheinen. Gerade im Winter .. ähm … an Frühlingsanfang … oder besser bei geschlossener Schneedecke, ist eine gute Auschilderung wichtig. Verlaufen haben wir uns nicht, sonst hätte ich ja als Hexenstieg-Begleiter einen schlechten Job gemacht.
Nach 8 Stunden trudelten wir im Landhaus am Kunstberg ein. Wir hatten übrigens vorab überlegt, an der Skiwiese Rose runter nach Altenau zu laufen und dann wieder hoch auf den Kunstberg, doch die Strecke ist nicht kürzer und beinhaltet zusätzliche Höhenmeter. Aber die letzten Kilometer auf dem verschneiten Dammgraben waren komplett langweilig! Das ist wirklich so eine „Wann-sind-wir-endlich-da-Strecke“, wenn man über 25km in den Beinen hat.
Fazit: Die Umleitung über die Sösetalsperre ist wirklich empfehlenswert. Auch durch die Ausschilderung des Oxfam Trailwalkers und des Baudensteiges für jeden leicht machbar. Das Wandern auf dem platten Schneepfad geht, ist aber anstrengender. Wir haben an diesem Tag insgesamt 30km hinter uns gebracht. Die 3 Berliner sind mit dem kompletten Gepäck gelaufen und gerade bei den Bedingungen war das eine gute Leistung, die der untrainierte nicht so einfach abspulen kann, auch hinsichtliche der noch folgenden 70km auf dem Harzer Hexenstieg.
Ach ja … noch etwas … wir trafen insgesamt 9 Hexenstieg-Wanderer. Soviel habe ich im Sommer, also wenn kein Schnee liegt, noch nicht gesehen !